Liebe Freundinnen, Freunde und Förderer/Mitglieder des Vereins,
dank eurer jahrelangen Unterstützung konnten wir 2015 in Nicaragua viel ermöglichen: Mit unseren Stipendien studieren inzwischen 15 Jugendliche aus armen Landgemeinden an Universitäten und Hochschulen. Mädchen interessieren sich nun – nach Teilnahme an Fortbildungen am Tecnico La Salle in Leon – in spürbar höherem Maße für erneuerbare Energien. Einigen Studenten konnten wir in Mathe fördern, um so die Chancen für das Bestehen der Aufnahmeprüfung für die Uni zu erhöhen. Unsere Verantwortlichen in La Paz Centro halten die Kontakte zu den Herkunftsfamilien der Stipendiaten aufrecht, so ist gute Betreuung gewährleistet.
Über die geförderten Studenten haben wir Kontakte zu den Herkunftsschulen und damit einen noch genaueren Einblick in die Probleme der armen Landgemeinden erhalten. Vor allem dort verfügen noch immer zu wenige Schulen über einen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Uns war es möglich, dort etwas Abhilfe zu schaffen: Wir konnten in diesem Jahr zwei Wasserprojekte an Schulen realisieren. Die SchülerInnen sind begeistert und haben trotz Trockenheit einen kleinen Schulgarten angelegt. Eltern kommen und kochen mittags, so dass die Kinder nachmittags den Heimweg nicht hungrig antreten müssen. Unterstützt wurden wir auch durch Spenden des Martins-Singens der IGS Göttingen. Themen wie »Gendergerechtigkeit«, »Gewaltprävention«, »Familienplanung« oder erneuerbare Energien werden in den staatlichen Schulen nicht behandelt. Die Studenten hingegen berichten jetzt offener über Probleme wie familiäre Gewalt in den Landgemeinden und versuchen, dieses in der Schule zu erörtern. Besonders Mädchen leiden darunter und haben um Unterstützung gebeten. Mit finanzieller Unterstützung der nds. Bingo-Umweltstiftung ist es uns im letzten Jahr gelungen, ein Projekt in den Schulen starten, das sich dieser Problematik annimmt:
Ein Psychologe, unterstützt von zwei Psychologie-Absolventinnen (ehemalige Stipendiatinnen) arbeiten an drei Landschulen und bieten Workshops an. Bereits in diesem Jahr wurde uns von einer Schule gemeldet, dass aggressive Handlungen gegen Mädchen abgenommen haben. Auch die Lehrer freuen sich über das verbesserte soziale Klima in der Schule (Brief der Schule Martha Angelica Quezada).
In unserem Stammprojekt »Casa de la Mujer« gab es einen Wechsel: Neuer »Pächter« ist jetzt der Verein APRODESM mit der »alianza-climatica«. Das ist der zivilgesellschaftliche Teil der offiziellenKlimapartnerschaft zwischen den Städten Göttingen ? La Paz Centro. Es werden Schulungskurse in den Bereichen erneuerbare Energien angeboten (Solar-, Wind- und Biomasseenergie). Junge Elektriker werden zu »tecnicos ambientales « ausgebildet. Sie lernen, dass die Sonne nicht nur schädlich sein, sondern auch ihr Leben erleichtern kann. Geplant ist für 2016 ein Solar-Projekt für 40 arme Landfamilien, die keinen Zugang zu elektrischer Energie haben und niemals bekommen werden.
Wir haben aus Eigenmitteln eine Finca erwerben können; sie soll als »Modell-Finca« mit einer Solar-Pumpe ausgestattet werden. Schüler der lokalen Sekundarstufen werden dort Schulgärten anlegen und Ernteeinsätze leisten. Diese Finca mit seinem schönen alten Baumbestand bleibt in unserem Besitz und wird nicht nur den Schulen, sondern auch landlosen Bauernfamilien zur Nutzung übergeben.
Das wichtigste neue Projekt ist die Arbeit im Zusammenhang mit der kommunalen Klimapartnerschaft »Göttingen ? La Paz Centro«. Im März fand das erste internationale Auftakttreffen der neuen Klimapartnerschaften mit lateinamerikanischen und deutschen Kommunen in Nicaragua statt. Bereits Anfang Juni kam die erste Delegation aus La Paz Centro nach Göttingen. Neben der Bürgermeisterin Lesbia Abarca und dem Umweltbeauftragten des dortigen Rathauses Bermang Jiron wurde als Vertreter der Zivilgesellschaft Jorge Jimenez entsandt. Hier in Göttingen gab es ein umfangreiches klima- und umweltorientiertes Programm. Die Stadtverwaltung Göttingen präsentierte neben Abfallwirtschaft auch Wassergewinnung und -entsorgung. Es gab Begegnungen mit Mitarbeitern der Universität Kassel/Witzenhausen, Bio-Höfen sowie der IGS Göttingen. Mit ihnen allen wurde über die je spezifische Energiegewinnung und -nutzung diskutiert. Der Besuch war indes zu kurz, um intensiv arbeiten und erkunden zu können. Wir haben Jorge Jimenez daraufhin noch einmal für einen ganzen Monat eingeladen und mit ihm gemeinsam einen neuen BMZ-Antrag für den Bereich »Armutsbekämpfung in den Landgemeinden und Ausbildungsmöglichkeiten für Solar-Techniker«, auf den Weg gebracht.
Der Antrag beläuft sich auf eine Fördersumme von 70.000 Euro, die ebenfalls mit der nds. Bingo-Stiftung kofinanziert werden soll. Hier in Göttingen arbeiten seit April fünf »Weltwärts«-Freiwillige aus Nicaragua. Das ist ein neues Pilotprojekt und nicht ganz einfach für uns. Die jungen Leute – meist schon gut ausgebildet – kommen
leider fast ohne Deutschkenntnisse zu uns. Einsatzplätze sind die IGS, der Käsehof Landolfshausen, der Brothof Waake (ab März 2016), der KEI-Kindergarten und wir als Verein. Schwierig ist es, Gastfamilien zu finden, die bereit sind, einen Freiwilligen unentgeldlich aufzunehmen. Im Rahmen der
»Willkommenskultur« für Flüchtlinge haben sich einige der Freiwilligen sehr engagiert. Das freut uns sehr, zeigt es doch, dass sie ebenfalls solidarisch und empathisch sind. Ab und zu werden sie allerdings selbst für Flüchtlinge gehalten. In eigener Sache: Wir suchen dringend Mitglieder/Freunde,
die bereit sind, in unserem Verein mitzuarbeiten. Vorstandsmitglied Nairim Brito wird uns bald verlassen, da sie in Süddeutschland einen neuen Arbeitsplatz gefunden hat. Wir müssen deshalb im Februar eine Mitgliederversammlung mit anschließender Vorstandswahl durchführen. Auch brauchen wir dringend jemanden, der Deutsch und Spanisch beherrscht und uns bei den vielen Projekten in Nicaragua unterstützen kann. Bitte gebt das weiter.
Als Termin für die nächste Jahreshauptversammlung schlagen wir vor:
Freitag, 5. Februar 2016, Reinkeweg 2, 37085 Göttingen. Beginn: 18.00 Uhr
TOP: Rechenschaftsbericht, Entlastung des Vorstandes, Bericht aus La Paz Centro, Vorstandswahlen, Vorstellung der Freiwilligen (Isabel, Oliver, Jeimy, Jean-Pierre und Elmer) und Bericht zur »Kommunalen Klimapartnerschaft« Göttingen ? La Paz Centro.