Liebe Freundinnen und Freunde, Unterstützerinnen und Unterstützer, Spenderinnen und Spender unserer entwicklungspolitischen Arbeit in La Paz Centro/Nicaragua,
Nicaragua nimmt weltweit den vierten Platz
der am stärksten klimageschädigten Länder ein.
Diese wissenschaftlich belegte Aussage des BMZ war für uns Anlass, uns ebenfalls um eine Beteiligung am Programm „50 kommunale Klimapartnerschaften mit Lateinamerika“
zu bewerben. Das ist uns gelungen. Am 19. Oktober hat der Rat der Stadt Göttingen einstimmig einer Klimapartnerschaft mit La Paz Centro zugestimmt. Die Bedingungen waren allerdings die Kostenneutralität zum einen, die Übernahme der anfallenden Arbeit zu 90% durch den Nicaragua Verein zum anderen. Wie weit das gehen kann und muss, wird sich in diesem Jahr zeigen.
Im November hat das erste Auftakttreffen in Bonn stattgefunden, am 28. und 29. Januar wird das zweite Treffen hier in Göttingen, vom 23. bis 26.3. 2015 dann die erste internationale Begegnung der Klimapartner in Nicaragua stattfinden. Es liegt also noch viel Arbeit vor uns. Blicken wir auf das Jahr 2014 zurück, so können wir Dank eurer Hilfe und Unterstützung sagen, dass wieder 45 Schülerinnen und Schüler aus den armen Landgemeinden eine Universität besuchen bzw. auch abschließen konnten. Alleinerziehenden jungen Müttern konnten wir ein Studium am Wochenende ermöglichen (Erzieherinnen und Grundschullehramt). Einer armen Landschule in Amatitan konnten wir nach einer
entsprechenden Fortbildung zu einer Biogasanlage verhelfen. Dazu musste erst die Wasserversorgung gesichert werden (Brunnen, Pumpe und Tank), die entsprechende Biomasse bringen die Landschülerinnen aus ihren Herkunftsfamilien eimerweise mit. Diese Schule soll 2015 als „Umweltpartnerschule“ der IGS in die Bildungslandschaft von La Paz Centro eingehen. Basis dafür haben wieder einmal die Schüler/innen des fünften und sechsten Jahrganges der Georg Christoph Lichtenberg Gesamtschule im Zuge ihrer Spende durch das Martins-Singen gelegt – ihnen unser herzlicher Dank!
Mit 5.700 € kann man in diesem Land sehr viel anfangen. Ebenso erfolgreich war unser zweites großes Trinkwasser-Projekt im Dorf Cuatro Palo. Dort wurde nun zum ersten Mal eine Solar-Pumpe der Firma Lorentz installiert. Zwölf Solarpanels sorgen für ausreichend Energie, um die drei großen Tanks zu füllen und damit 130 Familien mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Die Bewohner der
Gemeinde übernehmen die Verantwortung für die Installation der Wasseruhren, die Aufsicht über Verbreitung, Chlorierung, die Tanks und Rücklagen für die Pumpenanlagen. Auch dieses Projekt konnte wieder aufgrund der engagierten Unterstützung durch die niedersächsische Bingo-Umweltstiftung realisiert werden.
Nicht so erfolgreich waren wir in diesem Jahr mit einer breit angelegten Kampagne zur Aufklärung über und Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen. In Nicaragua sind im Jahr 2014 allein im ersten Halbjahr 57 Frauen umgebracht worden. Diese „Femicidios“ (Frauenmorde), wie sie in Nicaragua genannt werden, werden meist im engsten Familienkreis verübt. Trotz jahrzehntelanger Aufklärungsarbeit sowohl von staatlicher als auch von nichtstaatlicher Seite konnte das Problem des Machismo bisher in Nicaragua nicht beseitigt werden. Der Einfluss klerikaler evangelikaler Sekten
aus den USA hat zudem zugenommen und ein eher streng konservatives Frauenbild verbreitet, so dass der Begriff „bis dass der Tod euch scheidet“ zu einer oft grausamen Realität wird. Mit Unterstützung der Bingo-Stiftung arbeiten wir mit lokalen Frauengruppen zusammen und helfen ihnen bei ihren Bemühungen um Aufklärung und Fortbildungsveranstaltungen in Schulen und Barrios. So wollen wir das Schweigen brechen, das in vielen Familien herrscht, wenn es um die alltägliche Gewalt gegen
Frauen geht. Es sollen Multiplikatorinnen ausgebildet werden, die in ihren Barrios mit den Familien arbeiten und den jungen Mädchen Hilfe und Unterstützung bei der Entwicklung ihres eigenen Frauenbildes geben. Das ist auch der Grund, warum wir nach wie vor eher die Mädchen und Frauen mit ihren Ausbildungswünschen fördern. Eure regelmäßigen Spenden sind daher ganz wichtig für uns und die Basis, damit die notwendigen fünf Universitätsjahre auch gesichert werden können. Feministisch orientierte Aufklärungskampagnen werden von der Regierung – entgegen einigen bemerkenswerten und engagierten Ansätzen – oft als „Kampf der Frauen gegen Männer“
interpretiert und abgelehnt.
„Weltwärts“: Ihr erinnert euch, dass wir fünf Jahre lang deutsche Freiwillige nach intensiver Vorbereitung zum Einsatz nach Nicaragua entsandt haben. Nun haben wir mit einem Reverse-Programm begonnen. Im März 2015 kommen vier gut ausgebildete junge Nicaraguaner/innen nach Göttingen. Sie werden in der IGS, auf einem Bio- Hof (Käsehof Landolfshausen) und in unserem Vereins-Büro eingesetzt. Das BMZ gibt 75 % der Bundesmittel, 25 % müssen wir selber aufbringen. Dazu bräuchten wir eure Hilfe. Da unsere Spenden zweckgebunden nach La Paz Centro gehen, müssen wir weitere Mittel einwerben, um diesen Eigenanteil zu sichern. Es werden außerdem hier
im Göttinger Raum noch Gastfamilien gesucht, die ab September 2015 bereit sind,
eine/n der Freiwilligen für sechs Monate aufzunehmen. Bis dahin sprechen alle einigermaßen
gut Deutsch, so dass die Verständigung nicht so schwer fallen dürfte. Das erste Halbjahr konnten wir so weit absichern. Auch sonst sind kleine Einladungen für unsere Gäste willkommen. Wir haben junge hochmotivierte Menschen anzubieten, die sich wahnsinnig auf ihren Aufenthalt in Göttingen freuen. Wo werden sie wohl 2015 das Weihnachtsfest verbringen?
Wir möchten an dieser Stelle euch alle zu einem Treffen nach Göttingen einladen. Dieses Treffen soll gleichzeitig die Jahreshauptversammlung sein, bei der wir auch eine Vorstandswahl durchführen müssten. Die Basis unserer Arbeit sind natürlich die Schul- und Universitätsstipendien, die durch eure Unterstützung Jahr für Jahr gesichert werden (12.000 €).
Hinzu kommt nun die Arbeit für die Klimapartnerschaft (hier und dort) und die Vorbereitung einer Exkursion nach Nicaragua mit einer kleineren Gruppe von Interessenten, die wir dann 2016 durchführen wollen. Wir suchen auch immer ehrenamtliche Übersetzer/innen. Unser Dank für eure langjährige Treue (einige sind seit 28 Jahren dabei) sollte auch mal belohnt werden. Wir laden also ein: Am 10. April 2015 um 19.00 Uhr oder alternativ am 29. August ebenfalls um 19.00 Uhr in den Reinkeweg 2. Für beide Termine bitten wir um eine Rückmeldung per Telefon oder email: aleineweber@t-online de, 0551/4 72 18.
Mit solidarischen Grüßen
Euer Vorstand von „Amistad con Nicaragua“
Göttingen – La Paz V.